Priesterschaft - Was bedeutet das? Was kann es bedeuten?

Als erstes möchte ich darauf hinweisen das ich, wenn ich von Priesterschaft, Priester und Priesterin spreche, dies geschlechterneutral verstanden haben möchte. Ich bin nicht in der Lage, mich gendergerecht auszudrücken, und da ich niemanden seine Rechte absprechen möchte dieser Hinweis.

Des Weiteren spiegelt dieser Beitrag lediglich meine ganz eigene Meinung, und meine eigenen Erfahrungen wider.

Was bedeutet Priesterschaft im Wicca? Vielen bedeutet es nichts! Auch wenn Sie in ihrer Erstgrad Initiation zur/ zum Priester/ in und Hexe geweiht wurden. Bei diesen Wicca liegt der Fokus ganz auf dem Leben als Hexe. Bei einigen anderen ist die Priesterschaft noch nicht entwickelt. In die Priesterschaft, oder Rolle des Priesters/in muss man schlichtweg hineinwachsen. Dies geschieht durch Übung und das Beobachten erfahrener Priester/innen. Wie weit man in seiner Priesterschaft geht, oder gehen will, ist individuell verschieden. Auch spielt die jeweilige Veranlagung eine gewisse Rolle. Wie bei vielen Dingen ist die Priesterschaft einigen von uns mitgegeben worden. Sie liegt einem einfach mehr als Anderen.

Die einfachste Fähigkeit die man als Priester/ in im Wicca erreicht, ist die, direkt mit den Göttern und Elementen in Kontakt zu treten. Man braucht keinen Mittler wie in vielen anderen Religionen. Jeder ist in der Lage selbst mit den jeweiligen Göttern in Kontakt zu treten. Das bedeutet auch, dass niemand die Worte der Götter für einen interpretieren muss. Jeder macht das für sich selbst. Das geschieht in der Regel durch das Lernen und stete Üben der Rituellen Arbeit.

Dies bezieht sich ebenso auf die Arbeit mit Energien, wie auch die Handhabung der verschiedenen Gerätschaften, Werkzeuge und Waffen. Dazu erlernt der Trainee, und auch der frisch Initiierte, die Bedeutung und das Hintergrundwissen dieser Dinge. Hat er ein gewisses Grundwissen erreicht, erlernt er die praktische Handhabung. Ihm/ Ihr zur Seite steht dabei ein/e erfahrener Priester/ in, oder Hohepriester/ in. Dieses Erlernen dauert so lange bis beide mit den Fähigkeiten des jungen Priesters zufrieden sind.

Und wenn wir sagen das dem Trainee und frisch Initiierten ein erfahrener Priester/ in, Hohepriester/ in zur Seite steht, dann bedeutet das, das diese Priester dermaßen erfahren und geübt sind, dass sie diese Fähigkeiten gleichermaßen erklären, wie auch praktisch weitergeben können. Hier mischt sich die Priesterschaft ein Stück weit mit der Tätigkeit des Lehrers. Das Dasein als Lehrer war von jeher sehr mit der Priesterschaft verbunden. Und das in nahezu allen Religionen. Die Hohepriesterschaft beherrscht also nicht nur die die rituelle Arbeit als Priester, sie hat auch das entsprechende Hintergrundwissen und ist in der Lage Beides weiterzugeben und zu vermitteln. Somit haben wir schon zwei Ebenen der Priesterschaft.

Die nächste Stufe ist die leitende Funktion in einem Coven. Hier beginnt auch schon ein Stück weit die Seelsorgerliche Tätigkeit als Priester/ in. Im Verbund arbeitet das Hohepriesterpaar zusammen. Es hört auf die Belange des Coven´s ebenso, wie auch auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Mitglieder, und richtet die Treffen und Rituale danach aus. Im Idealfall braucht es da auch gar nicht viele Worte der Erklärung. Die meisten Coven Mitglieder sind dergestalt miteinander verbunden das man in der Regel sofort bemerkt, wenn einem der Schuh drückt. Natürlich gehört zum Leiten eines Covens sehr viel mehr, aber das sind dann mehr die administrativen Dinge und fallen nicht unter die Rubrik Priesterschaft.

Ein noch weiter gehender Bereich der Priesterschaft ist das Leiten von großen rituellen Familienfeiern. Damit meine ich diese Art von Feiern/ Ritualen, wo nicht nur Wicca zugegen sind. Als Beispiel Hochzeiten, Taufen/ Elementvorstellungen, Beerdigungen etc. Hier liegt die Herausforderung bei dem besonderen Fingerspitzengefühl, das es Bedarf, wenn man Menschen aus verschiedenen Glaubensrichtungen zusammenbringen will, oder muss. Man will niemanden verletzen, brüskieren, oder ausschließen. Ganz besonders bei Trauerfeiern ist hier enorme Empathie gefragt.

Und die wohl letzte Stufe der Priesterschaft besteht darin, wenn man all seine Energie und Fähigkeiten ganz allgemein in den Dienst von Menschen stellt und nicht nur in die seines Covens und dessen Umfeld. Wenn man bereit ist, auch für Fremde da zu sein. Wenn man keinen Unterschied in Glauben und Ethnie sieht, wenn man einfach da ist, wenn man gebraucht wird. Dies ist der wahre Dienst als Priester an den Kindern der Götter, und somit an den Göttern selbst.

Elba, Mai 2021